Natur und das gesellige Leben
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Natur und das gesellige Leben
Rundwanderweg führt über Höhenwege mit Aussichtspunkten, durch Wälder und auf Wiesenwegen in „Hölderlins Landschaft“. Hölderlin war ein geübter Wanderer. Er bewältigte 40 bis 50 Kilometer am Tag. In damaliger Zeit war es üblich, viele und lange Wegstrecken zu Fuß zurückzulegen. Doch Hölderlin wollte sich auch ganz bewusst durch das Gehen in der Natur einen Ausgleich zur geistigen Tätigkeit schaffen. Gerne erkundete Hölderlin auch die Umgebung Nürtingens. Das Tiefenbachtal, den Ulrichstein, die Ufer des Neckars, die Rebenhügel am Steinenberg; sie sind in kleinen Sequenzen in seinen Gedichten lebendig geblieben.
Gute Ratschläge erteilte er seiner Mutter: „Ich müsste mich sehr irren, liebste Mutter! wenn nicht in Ihnen noch sehr viel gesunde Kräfte lägen, die sich durch einen guten Muth und frische Luft, und einen heitern Blick auf das unschuldige Leben der Natur recht sehr leicht wirksam machen ließen.“ Brief an die Mutter, 1797
An eine Rose
Ewig trägt im Mutterschoose,
Süße Königin der Flur!
Dich und mich die stille, große,
Allbelebende Natur;
Röschen! unser Schmuk veraltet,
Stürm‘ entblättern dich und mich,
Doch der ewge Keim entfaltet
Bald zu neuer Blüthe sich. Friedrich Hölderlin, 1793
Als Hölderlin im Juni 1800, nach über vierjähriger Abwesenheit, nach Nürtingen zurückkehrte, schrieb er schon auf der Reise die Ode ‚Rückkehr in die Heimat‘. Er kam in den nächsten Jahren noch mehrmals nach Nürtingen zurück, vor allem, weil er die Herausgabe seiner Gedicht vorbereitete. ‚Die Eichbäume‘ seien als „Proëmium zu gebrauchen“, als Einleitung, zum geplanten Gedichtband; weiter fertigt er Reinschriften von bereits veröffentlichten Gedichten an und erste Entwürfe zu „Hälfte des Lebens“.
Die Eichbäume
Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
Der euch nährt’ und erzog und der Erde, die euch geboren.
Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
Könnt‘ ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd‘ ich unter euch wohnen! Friedrich Hölderlin 1797
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