Hölderlin-Nürtingen

Projekt Teufelsbrücke

Landschaftliche Kleinode in versteckten Winkeln

Teufelsbrücke, Teufelsklinge und Ulrichstein
Hölderlins „Winkel von Hardt“

Kulturdenkmale und Naturdenkmale in Nürtingen-Hardt
Rund um Hardt gibt es zwei besondere Orte, die eng mit der württembergischen Geschichte verbunden sind und schon seit Jahrhunderten beliebte Ausflugsziele waren. Der Ulrichstein im Hardter Wald, in dem sich Herzog Ulrich auf seiner Flucht versteckt haben soll und die Teufelsbrücke, die die Teufelsklinge überspannt. Teufelsbrücke und Teufelsklinge sind Teil einer historischen Verkehrsachse, die über Jahrhunderte Nürtingen mit dem Filderraum und Stuttgart verbunden hat. Die Teufelsbrücke ist, als einmaliges Straßenbauwerk aus dem 15. Jahrhundert, das letzte seiner Art im weiten Umkreis und ein gut erhaltenes Beispiel der tradierten Brückenbaukunst. Seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist die Teufelsbrücke auf der einstigen Markungsgrenze zwischen Hardt und Oberensingen als Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg anerkannt.

Historische Aufzeichnungen, Sagen und Mythen, eine Chronologie der Quellen rund um die Kulturdenkmale
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Hardt stammt aus dem Jahr 1366. Nach den Urkunden und Karten im Stadtarchiv Nürtingen gab es eine Teufelsbrücke zumindest seit 1526. Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die Straße noch über die Teufelsbrücke via Fildern nach Stuttgart. Im Jahr 2010 haben Forschungen der Teufelsbrücken-Initiative mit maßgeblicher Unterstützung des Kreisarchivs Esslingen die überraschende Erkenntnis erbracht, dass die Teufelsbrücke bereits 1497 als Nachfolgerin einer kleineren Steinbrücke in Auftrag gegeben wurde und damit zu den ältesten Steinbrücken in Württemberg zählt. Im Kreisarchiv Esslingen ist in hervorragender Weise, nahezu lückenlos, die historische Bau-, Sanierungs- und Finanzierungsgeschichte der Teufelsbrücke dokumentiert. Dies verleiht der Schutzwürdigkeit dieses Denkmals einen hohen Stellenwert.
Der Naturforscher Gottlieb Friedrich Rößler bittet in ganz Württemberg um Auskunft über die natürliche Beschaffenheit der Orte und deren Umgebung, vor allem in Pfarrhäusern. So wird die Sage vom Ulrichstein vom Sohn des Oberensinger Pfarrer Wurm in einem ausgefüllten Fragebogen Rößler zugesandt. Dieser übernimmt die Sage beinahe wörtlich in seine 1790 erschienen „Beyträge zur Naturgeschichte des Herzogthums Wirtemberg: Nach der Ordnung und den Gegenden der dasselbe durchströhmenden Flüße“.
Friedrich Hölderlin schrieb 1804 sein Gedicht „Der Winkel von Hahrdt“, die Nummer sieben seiner neun Gedichte umfassenden Sammlung von „Nachtgesängen“ wie er sie nannte. Der Ulrichstein und Hölderlins „Winkel von Harhdt“ sind identisch. Es handelt sich um bizarre Felsentrümmer, die als Naturdenkmal geschützt sind. Hölderlin erwähnt auch brieflich den „Winkel von Harhdt“ als Ausflugsziel seiner Kindheit und Jugend. Am 13. Oktober 1796 schrieb er an seinen Bruder Karl: „Ich dachte… an den schönen Maitagnachmittag, wo wir im Walde bei Hahrdt bei einem Kruge Obstwein auf dem Felsen die Hermannsschlacht zusammen lasen. Das waren doch immer goldene Spaziergänge, Lieber, Treuer!“
Wilhelm Hauff greift 1826 in seinem historischen Roman „Lichtenstein“ die Sage vom Ulrichstein auf. Laut dieser Sage haben Hardter Bauern den Herzog auf dessen Flucht vor dem Bund im „Hohlen Stein“ versteckt. In Hauffs Roman ist es der Pfeifer von Hardt, der den Hetog vor seinen Häschern versteckt und ihm so das Leben rettet. An diese, urkundlich nicht belegte Sage, erinnern der Ulrichstein als das Wahrzeichen im Wappen von Hardt und der Pfeifer-Brunnen in der Ortsmitte.
Bereits in der Nürtinger Oberamtsbeschreibung von 1848 wird die Teufelsbrücke über die Teufelsklinge als eine „Lokalität“ bezeichnet, „wohin, wie schon der Name erwarten lässt, Aberglaube und Sage manch seltsamen Spuk verlegen.“ Welcher „Spuk“ da gemeint sein könnte, lässt die Oberamtsbeschreibung auch erkennen, wenn dort auf die „Wunderdoktoren“ aus den Gemeinden Hardt und Wolfschlugen verwiesen wird, durch die der Bezirk „eine große Berühmtheit erlangt“ habe, „jener Teufelsbeschwörungen gar nicht zu gedenken, denen sich der Aberglaube des gemeinen Volks in hohem Grade hingibt.“
1907 erwähnt der Oberensinger Pfarrer Rauscher die Teufelsbrücke in seiner Studie zum Pfeifer von Hardt. Er beschreibt den Weg von Oberensingen, über Hardt, zum Ulrichstein und kürt die Brücke zum landschaftlich anziehendsten, was es jenseits der Aich zu den Fildern gibt.
1973 berichtet die „Kleine Ortschronik Wolfschlugen“ der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins über die Hexenbanner, denen die Wolfschlugener auch ihren Spitznamen zu verdanken haben. „Es ist noch nicht solange her, dass die Menschen an Geister und Hexen glaubten. Suchte man Hilfe, ging man zum Hexenbanner, einem Mann, der die Gewalt hatte, die bösen Geister zu bannen. Er zauberte sie in einen Sutterkrug (Mostkrug) und brachte denselben zur Teufelsklinge, wo er ihn versenkte.“ Im Jahr 2014 wurde in einer Ausstellung im Stadtmuseum der Instrumentenkoffer eines Hexenbanners aus Wolfschlugen gezeigt, der bis 1950 benutzt worden sein soll.

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